Finis Cantilenae – „ne discesseris a me“
Der Schluss der Motette beinhaltet ähnlich wie bei „ne derelinquas me“ (Corpus Cantilenae VI) eine Bitte. Auch hier dominiert das Noëma als Satztechnik, welche die Eindringlichkeit der Bitte unterstützt. Der Stimmungswechsel zum vorherigen Abschnitt wird auf der harmonischen Ebene durch das Absinken vom vorigen Schlusspunkt auf a nach g erzeugt. Wichtig scheint mir an der Stelle aber auch die Verteilung der Stimmen. Der Terz-Quint-Klang über g klingt durch die tiefe Lage der Quinte (G-d) zwischen Bass und Tenor und die Dopplung der Quinte im Alt im Verhältnis zum vorigen Terz-Quint-Klang über a doppelt dunkel.
Daneben erzeugt die Reduktion von fünf auf dann vier Stimmen innerhalb des Schluss-Teils auch kurzzeitig noch einmal eine intimere Stimmung. Gerade der vierstimmige Teil ist darüber hinaus noch durch die Verwendung des Paralellismus-Modells auf harmonischer Ebene sehr schlicht gestaltet.
Als Supplementum lässt sich die Passage kennzeichnen, nach welcher der Tenor die Finalis e erreicht hat. Harmonisch pendelt dieser Teil zwischen Terz-Quint-Klängen über a und e, womit die typische Mi-Kadenz prolongiert und verziert wird.