Auxesis

XII. De Auxesi.

Auxesis ἄυξεσις fit, quando Harmonia sub unô eôdemquè textu semel, bis, tervè, & ulterius repetitio, conjunctis solis Concordantijs, crescit & insurgit. Exemplum est in Orlandi, Veni in hortum, ad textum: com Aromatibus meis. Sic & in eadem cantione adhuc unum repetitur sub textu: Et bibite &c. Aliud habetur exemplum apud eundem in Hierusalem 5. vocum. Sub textu: Plantabis vineam, &c. Hoc Ornamentô omnes ferè contiones, in quibus textus repetitur, ita, ut textus repetitionem, non Fugam, exigat, sunt repletæ. Eine Auxesis findet immer dann statt, wenn eine Harmonia unter ein und demselben Text einmal, zweimal, dreimal und durch eine Wiederhilung des letzten, mit allein verbundenen Konsonanzen wächst und ansteigt. Ein Beispiel ist Veni in hortum von Orlando (di Lasso) auf den Text „cum Aromatibus meis“. So auch in demselben Stück bis zu einer Wiederholung des Textes „Et bibite“ usw. Ein anderes Beispiel ist beim selben Komponisten im Stück In Hierusalem zu 5 Stimmen auf den Text „Plantabis vineam“, usw. zu finden. Fast alle Stücke, in denen der Text wiederholt wird, sind voll von dieser Figur so, dass die Wiederholung des Textes keine Fuga in Gang setzt.

Die Auxesis ist am ehesten als Wiederholung bzw. Sequenzierung eines harmonisches Ablaufes zu verstehen. Burmeister spricht explizit von einem „wachsen“ und „sich erheben“ (crescere et insurgere) (Burmeister, 1606), was in seinem ersten Beispiel aus Lassos Motette Venit in hortum schön zu beobachten ist. Die 2-taktige Phrase wird einen Ton höher wiederholt. Dabei ändert sich die Beteiligung der Stimmen. Der Quintus steigt aus und die jeweiligen Funktionen der Stimmen verschieben sich um eine Stimme nach oben (Quintus zu Tenor und Altus zu Cantus). Einzig an der Schnittstelle (T.26 auf Schlag 4) gibt es im Bass eine harmonisch bedingte Abweichung vom Schema, was die Phrasenwiederholung gleichzeitig etwas variiert. Am Ende der zweiten Phrase schliet Lasso mit einer im Bass geflohenen Kadenz auf d (meis“):