Corpus Cantilanae VI – „Ne derelinquas me“
Die Bitte „Verlass mich nicht“ wird mit einem eher homophonen und damit zum Noëma tendierenden Satz vertont. Nach der Fuga im letzten Teil ist dies ein großer Kontrast. Die klare und schlichte Unterstreichung der eindringlichen Bitte scheint mir das Hauptaugenmerk der musikalischen Umsetzung.
Dazu tragen mehrere Faktoren bei: (1) Die übersichtliche Strukturierung, die durch die syllabische Vertonung und (2) die sich nur wenig überschneidenden Blöcke der Mimesis und Anadiplosis. (3) Als drittes stabilisierendes Element muss die immer wieder angesteuerte Wendung zur Finalis e erwähnt werden, ebenso wie (4) das repetitive Moment der Pallilogia im Bass, bei der die Tonfolge des Soggettos dieses Abschnitts zweimal vollkommen identisch wiederholt wird.