Mimesis und Anadiplosis

2. Mimesis

Mimesis est quando in plurium vocum combinatione aliquæ voces maxime propinquæ alijs silentibus Noema introducunt, & hoc eæ, quæ silent & sibi invicem vicinæ sunt ac propinquæ depressius vel altius sublimiusvé imitantur, ut apud Orlandum in Omnia quæ fecisti nobis Domine 5 vocum, ad textum: Misericordiam tuam &c. in Quam benginus secunda parte 5. vocum, ad textum: Spes eujus in te Domino Deô ipsius. In Perenagen Verbum caro factum est, sub verbis: Et vidimus gloriam ejus: item in Cor mundum, sub verbis: A facie tua 6. vocum &c. Item in Meilandi Gaudete 6. vocum, Ad textum: Amore langueo. Von einer Mimesis spricht man dann, wenn in einer Kombination von mehreren Stimmen, die sehr nahe beieinander liegen, ein Noema eingeführt wird, während die anderen Stimmen schweigen, und dieses Noema dann von denen, die schweigen und die unter sich wiederum benachbarte und nahe gelegene Stimmen sind, nachgeahmt wird, entweder in tieferer oder in höherer Lage. Zu sehen ist es bei Orlando (di Lasso) in Omnia quae fecisti nobis Domine zu fünf Stimmen auf den Text: Misericordiam tuam usw. außerdem auch in Quam benignus zu fünf Stimmen im zweiten Teil auf den Text: Spes eius in te Domine Deo ipsius. Bei Perenage findet man es in Verbum caro factum est auf die Worte: Et vidimus gloriam ejus; oder in Cor mundum zu sechs Stimmen auf die Worte: A facie tua und bei Meiland in Gaudete zu sechs Stimmen auf den Text: Amore langueo.

Die Mimesis bezeichnet die Nachahmung/Imitation eines Noëmas in einer anderen Stimmenzusammenstellung. Die Anadiplosis verlängert oder doppelt diese Nachahmung ein weiteres Mal. Alle mehrfachen Wiederholungen einer Mimesis sind quasi Anadiploses.

Eine sprachliche Umsetzung einer Anadiplosis zeigt Wilhelm Buschs Spruch:

„Wer Sorgen hat, hat auch Likör.“

Mit der Doppelung von „hat“ in der Mitte des Satzes erzeugt Busch eine entsprechend einprägsame klangliche Wirkung.