Aposiopesis

XV. De Aposiopesi.

Aposiopesis ἀποσιώπεσις est quae silentium totale omnibus vocibus signô certô positô confert. Vt apud Orlandum in Angelus ad pastores quinque vocum. Simile vide apud eundem in Surgens Iesus quinque vocum. In Christe patris verbum, et cetera sex vocum. In principio erat verbum. tertia parte. Die Aposiopesis ist das, was eine völlige Stille in allen Stimmen herbeiführt. So wie bei Orlando (di Lasso) in der Motette Angelus ad pastorem zu fünf Stimmen. Ähnliches lässt sich auch bei demselben in Surgens Iesus zu fünf Stimmen sehen. Und in Christe patris verbum etc. zu fünf Stimmen. Sowie in In principio erat verbum im dritten Teil.

Die Aposiopesis ist das griechische Wort für „Verstummen“. Genau das beschreibt die Figur. Es geht hierbei um das was wir heute technisch als Generalpause beschreiben würden. Burmeisters Beispiel ist aus der Motette Angelus ad pastores von Lasso. Interessant ist dieses Beispiel deshalb, weil Lasso in der Motette keine normale Generalpause schreibt. Die einzige Stelle, die für die Aposiopesis  in Frage kommt, ist die Fermate zur Verdeutlichung des Doppelpunktes und der dann beginnenden wörtlichen Rede im Text. Dass Burmeister hier von einem Verstummen spricht mag einerseits mit dem neuen Ansetzen zu tun haben. In der Regel werden Textabschnitte kompositorisch verzahnt. Sobald diese Verzahnung fehlt ist die offenbar so markant dass die Zäsur als „Verstummen“ wahrgenommen werden kann.

Ein rhetorisches und auf ganz andere Weise markantes Beispiel für eine Aposiopesis aus dem 18. Jahrhundert ist der Anfang des 2. Satzes aus Bachs Motette „Jesu, meine Freude“ zu nennen. Der Text der Stelle ist „Es ist nun nichts, nichts, nichts Verdammliches an denen“. Bach setzt dieses „nichts“ als Pause und damit sprichwörtliches „nichts“.